Pferde mit Ingwer füttern

Ingwer als Pferdearznei: Ein altes Gewürz zeigt am Pferd eine neue Wirkung

Ein Gewürz in der Pferdefütterung? Manch einer mag da mit dem Kopf schütteln. Dennoch gibt es gute Gründe, sich an den Gedanken zu gewöhnen. Die Fakten sprechen für sich.

Zwar sind in der Pferdeheilkunde in den letzten 50 Jahren große Fortschritte erzielt worden, und es ist heute möglich, Verletzungen zu behandeln, die früher einem Todesurteil gleichgekommen wären.
Dennoch weist aber die ärztliche Heilkunst noch einige sehr deutliche Schwachstellen auf, die die Pharmaindustrie bis zum heutigen Tage nicht zu beseitigen vermochte.

Eine dieser Schwachstellen ist die Bekämpfung von Schmerzen und Entzündungen ohne schädliche Nebenwirkungen. Die bislang verfügbaren schmerz- und entzündungshemmenden Mittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (am bekanntesten bei den Pferdehaltern: Equipalazone) greifen alle nach bereits kurzer Zeit den Verdauungstrakt so stark an, daß deren Einsatz zeitlich beschränkt erfolgen muß und ein andauernder Einsatz bei chronischen Schmerzen, z.B. auch bei altersbedingtem Verschleiß, ausgeschlossen ist.

Ingwer für Pferde – Empfehlungen

Makana Ingwer gemahlen aus Nigeria, 1000 g Beutel (1 x 1 kg)
  • Einzelfuttermittel für Pferde
  • Ingwer gemahlen (Pulver)
  • Herkunft: Nigeria / Afrika

Australische Wissenschaftler des Herbal Medicine Research and Education Centre und der University of Queensland haben nun mit einer Entdeckung aus Mutter Natur dazu beigetragen, diese Schwachstelle für viele Anwendungsfälle zu beseitigen:
Sie fanden vor etwa zwei Jahren (sicherlich zum großen Entsetzen der Pharmaindustrie), daß das Gewürz Ingwer bei Ratten das Schmerzempfinden herabsetzt und entzündungshemmend wirkt!
Bei Ingwer handelt es sich dabei um die Wurzel (das Rhizom) der schilfartigen Ingwerstaude (Zingiber oficinale), die von Indien bis China, in anderen Tropengebieten und auch Afrika angebaut und vornehmlich als Gewürz frisch oder getrocknet gehandelt wird.

In ihren Untersuchungen fanden die Wissenschaftler auch, daß die Wirkungsweise des Ingwers nicht etwa homöopathischer Natur ist, sondern reiner Schulmedizin folgt: Bestimmte Inhaltsstoffe des Ingwers, vor allem die sogenannten Gingerole, die wesentlichen Scharfstoffe des Ingwers (englisch: ginger), docken an die gleichen Rezeptoren in den Zellen an, wie z.B. die nichtsteroidalen Antirheumatika Ibuprofen und Aspirin (und Equipalazone!). Dabei zeigt aber der Ingwer nicht die schweren Nebenwirkungen, die mit der Gabe der üblichen nichtsteroidalen Antirheumatika verbunden sind! Für Ingwer sind beim Menschen keine Gegenanzeigen bekannt. Selbst Schwangere dürfen ihn gegen Übelkeit einnehmen.

Überraschenderweise hat es sich in der Zwischenzeit gezeigt, daß Ingwer bei Pferden sogar noch stärker schmerz- und entzündungshemmend wirkt, als bei Ratten.
Das Pferd, welches bislang über die längste Zeit täglich Ingwer in größerer Menge als Futterzusatz erhält, ist wohl mein nunmehr 32-jähriger Warmblutwallach Waran, der ihn seit März letzten Jahres zur Behandlung einer schweren Krongelenksentzündung bekam. Ab November des gleichen Jahres war die Entzündung ausgeheilt, er erhielt den Ingwer aber seitdem weiter in halber Dosierung, da er ihm insgesamt gut tut. (Er macht immer noch keinerlei Anstalten für ein baldiges Ableben!)

Seitdem hat Ingwer schon vielen anderen Pferden das Leben erleichtert. In der Zwischenzeit wird er bereits von einigen Gestüten routinemäßig zu Behandlungen eingesetzt, rassemäßig übergreifend vom Isländer bis zum Trakehner.
Prominentester „Ingwerfresser“ ist zur Zeit wohl die Trakehner Stute Renaissance Fleur, die im Februar diesen Jahres im Ausbildungsstall Theodorescu auf tragische Weise einen dreifachen Trümmerbruch von Fesselbein und Fesselgelenk erlitt. Das Bein wurde in einer Notoperation mit neun (!) Schrauben wie ein Mosaik wieder einigermaßen zusammengesetzt. Das Gewicht des Pferdes wurde gleichzeitig über einen Außenverband um die Fessel herum direkt auf den Huf übertragen. Ein Beweis, was die heutige Medizin Unglaubliches zu leisten vermag! Nachdem die Stute nach vier Monaten aus der Klinik kam, lief sie allerdings immer schlechter. Das Fesselgelenk versteifte (gewollt) völlig. Schließlich lahmte die Stute wegen Arthrosen stark und magerte auch immer mehr ab (die Trakehner Hefte berichteten darüber).
Durch Ingwerfütterung ist nun der Stute seit Mitte September wieder ein schmerzfreies Gehen und auch Traben möglich. Wenn das völlig versteifte Fesselgelenk den Belastungen standhält, ist damit wenigstens der Weg frei für ein hoffentlich noch langes und beschwerdefreies Leben dieser großen Stute (die das Glück hat, mit Frau von Lingelsheim auch eine „große“ Besitzerin zu haben!)

Obwohl Ingwer etwas mehr Aufwand bei der Anwendung macht, als die bisher vom Tierarzt bei Schmerzen und Entzündungen üblicherweise angewendeten Mittel, überwiegen bei weitem seine Vorzüge: keine Nebenwirkungen, keine Gegenanzeigen und keine Wartezeiten, da Ingwer ein Lebensmittel ist. Zudem ist er preiswert.
Daher ist er als das Mittel der Wahl anzusehen und sollte mindestens bei voraussichtlich längerer Anwendung eines Schmerz- und Entzündungshemmers stets zum Einsatz kommen. (Man befolgt dabei eigentlich nur einen Leitspruch des alten Hippokrates: „Laßt die Nahrung euer Heilmittel sein und Heilmittel eure Nahrung!“)

Für Pferdehalter sind vor allem praktische Hinweise zur Anwendung interessant. Im folgenden möchte ich daher die wesentlichen Punkte aufzählen, die für eine erfolgreiche Anwendung beim Pferd zu beachten sind:

  1. Ingwer ist ein Naturprodukt und seine schmerz- und entzündungshemmende Wirkung ist stark abhängig von seinem Gehalt an Scharfstoffen, das sind vor allem die Gingerole, die im handelsüblichen Ingwer zwischen 1 und 3 % schwanken. Den höchsten Gehalt an Gingerolen weist üblicherweise Ingwer aus Afrika (Tansania, Nigeria) auf, und dieser sollte daher auch bevorzugt zum Einsatz kommen. Man kann solchen Ingwer mit zertifiziertem Scharfstoffgehalt von ungefähr 2,5% schnell und kostengünstig ( gemahlen 10 bis 12 Euro pro Kilo) z.B. von der Gewürzmühle Neumann / Herzfelde (Tel. 033434 / 45407) oder von Amarelo Ingredients / Saarburg (Tel. 06501 / 180551) beziehen.
    Der gemahlene Ingwer aus dem Supermarkt ist teurer, älter und leider im Scharfstoffgehalt nicht spezifiziert. Die Gewürzfirmen Ubena und Brecht hatten vor über einem Jahr eine ebenfalls gute Charge, das muß jetzt aber natürlich nicht mehr so sein.
    Ingwer aus der Apotheke ist erstens teurer und häufig auch merklich schlechter, denn die Gingerole wandeln sich bei Lagerung langsam in sogenannte Shogaole um, die deutlich weniger scharf und weniger wirksam sind. Größere Mengen Ingwer lagert man daher bevorzugt in geschlossenen Gefäßen im Kühlschrank und füllt sich in ein kleineres dicht schließendes Gefäß die Menge für mehrere Wochen ab.
    (Übrigens wirkt auch der Scharfstoff des Pfeffers, Capsaicin, schmerz- und entzündungshemmend, doch wirkt er im Gegensatz zu den Scharfstoffen des Ingwers in der zur Schmerz- und Entzündungshemmung erforderlichen hohen Menge zerstörend auf die Schleimhäute!)
  2. Bei Pferden, die zum ersten Mal mit Ingwer behandelt werden, ist es notwendig, ihn langsam anzufüttern. Englische Vollblüter und auch Trakehner können hier erfahrungsgemäß heikel sein. Man beginnt am besten mit etwa einem Gramm in etwa einem halben Kilo angefeuchtetem Quetschhafer. Bei Fütterung von ungequetschtem Hafer, in dem der Ingwergeschmack stärker zur Geltung kommt, empfiehlt es sich, zusätzlich Mohrrüben oder Äpfel beizufügen. Die nächsten Male kann man auf 3 Gramm, dann 5 Gramm usw. steigern. Es ist vermutlich hauptsächlich der Geruch und weniger die Schärfe, der die Pferde anfangs irritiert. Pferde scheinen allgemein wenig Geschmackssinn für Schärfe zu besitzen. (Dies ist z.B. auch daran erkennbar, daß sie auch Knoblauch fressen.) Spätestens, wenn sie merken, daß der Ingwer ihnen hilft, sind einige Pferde sogar regelrecht „scharf“ darauf und einige fressen den Ingwer sogar unglaublicherweise pur! Bei späteren Behandlungen, wenn das Pferd den Ingwer bereits kennt, kann die Dosis sehr schnell hochgefahren werden.
  3. Bei den allermeisten Pferden beträgt die tägliche Dosis, ab der eine starke schmerz- und entzündungshemmende Wirkung zu beobachten ist, etwa 3 Gramm (getrocknet) pro 100 Kilo Körpergewicht bei einer Ingwerqualität mit etwa 2,5% Scharfstoffgehalt. Für ein 500 Kilopferd sind das also etwa 15 Gramm am Tag.
    Wie beim Menschen auch, kann die Dosis jedoch auch individuell verschieden sein, also geringer oder höher. Die 15 Gramm für ein 500 Kilopferd sind jedoch ein sehr guter Richtwert.
    Wenn man die geschätzte Dosis erreicht hat, wartet man erst einmal zwei Tage mit einer weiteren Steigerung ab, denn eine Charakteristik in der Behandlung mit Ingwer ist, daß er erst etwa zwei Tage nach Erreichen der notwendigen Menge deutlich beginnt Wirkung zu zeigen, wobei sich diese dann meistens noch in den nächsten Tagen etwas steigert.
    Tritt bei der für das betreffende Pferd geschätzten Menge noch keine erkennbare Wirkung ein, so wird weiter erhöht (günstig sind 3-Gramm Schritte). Die maximale mir bekannte Menge Ingwer, die ein Pferd pro Tag bisher benötigt hat, waren 25 Gramm für ein großes Warmblut. Bei jedem Pferd, bei dem die herkömmlichen nichtsteroidalen Entzündungshemmer wirken, muß auch der Ingwer wirken, da der Wirkungsmechanismus identisch ist.
    Hat man die notwendige tägliche Mindestdosis für das betreffende Pferd ermittelt, so ist es sinnvoll, diese noch als Sicherheitsspielraum um etwa 20% zu überschreiten, um Dosierungsungenauigkeiten und Befindlichkeitsschwankungen von Tag zu Tag auszugleichen.
    Es ist nicht unbedingt notwendig, aber vorteilhaft, die Dosis auf zwei Mahlzeiten am Tag zu verteilen. Die Schärfe verteilt sich dann auf mehrere Portionen und wird von Anfang an leichter akzeptiert.
  4. Im ersten Monat der Anwendung kann wie bei allen Schmerzmitteln eine gewisse Gewöhnung stattfinden, die es erforderlich macht, die Dosis noch einmal um etwa 20% zu erhöhen. In der Folgezeit bleibt diese Dosis dann nach bisheriger Erfahrung konstant.
  5. Wie bereits erwähnt ist der scharfe Übergang von nicht beobachtbarer Wirkung zu deutlicher Wirkung bei einer nur geringfügigen Steigerung der Ingwermenge bemerkenswert. Dieser findet ungefähr in einem engen Bereich von nur ungefähr 20% der Mindestdosis statt. Es kann also sein, daß bei 12 Gramm am Tag noch keine Wirkung erkennbar ist und bei 15 Gramm das Pferd plötzlich vor Freude ausschlägt und über die Weide davontrabt, wie es z.B. auch bei Renaissance Fleur der Fall war.
    Diese plötzlich einsetzende Wirkung ab einer bestimmten Menge ist wohl auch der Grund dafür, weshalb sie den Pferdehaltern, die in der Vergangenheit sicherlich auch schon viel ausprobiert haben, wohl bisher entgangen ist. Immerhin wurde schon früher von Roßtäuschern den Pferden Ingwer in den Hintern geschmiert, die daraufhin den Schweif hoben und sich „feurig“ darboten.
    Der Grund für den scharfen Übergang sollte einmal von einer Hochschule näher untersucht werden. Vermutlich liegt es daran, daß Ingwer hunderte von Wirkstoffen enthält, die sich gegenseitig beeinflussen, wohingegen herkömmliche Arzneimittel meistens reine Verbindungen sind, oder nur sehr wenige andere Stoffe enthalten. Die entzündungshemmenden Eigenschaften der Gingerole scheinen demnach zuerst von anderen Wirkstoffen (Antagonisten) noch heruntergeregelt zu sein und sich dann aufgrund eines nichtlinearen Verhaltens beim Anstieg der Konzentrationen im Körper erst ab einer bestimmten Konzentration fast schlagartig zu entfalten.
  6. Den Ingwer gibt man in der erforderlichen Menge solange, bis die Entzündung ausgeheilt ist und senkt dann die tägliche Menge wieder kontinuierlich ab. Es versteht sich von selbst, daß bis zur Ausheilung die Schmerzlosigkeit nicht zur Arbeit des Pferdes ausgenutzt werden darf, da sich sonst die Ursache der niedergehaltenen Entzündung verschlimmern kann.
  7. Prinzipiell zählt Ingwer, obwohl ein Nahrungsmittel, zu den Dopingmitteln. Daher sind auch bereits das Direktorium für Vollblutzucht und Rennen und die FN darüber informiert!
  8. Für alte Pferde scheint eine dauerhafte Gabe bis Lebensende von etwa der Hälfte der oben angegebenen Menge gesundheitlich von Vorteil zu sein. Das Blut wird dünner, Heilungen finden auch in den schlechter durchbluteten Extremitäten schneller statt. Thrombosen verschwinden langsam oder werden schwächer, Beine laufen weniger an, der Kreislauf wird entlastet, der Fellwechsel scheint schneller abzulaufen. Die Pferde werden wieder „jünger“.
    Dies hängt mit den auch schon beim Menschen beobachteten Wirkungen des Ingwers aufgrund seiner Gesamtheit an Inhaltsstoffen zusammen:
    Hemmung der Plättchenaggregation im Blut, vasodilatorische Wirkung, Steigerung des Stoffwechsels, verdauungsfördernd, vermutlich auch antikarzinogen.
    Er wird seit langem gegen Seekrankheit und bei Schwangerschaftsübelkeit eingesetzt. In früheren Zeiten wurde Ingwer auch gereicht, um einige Heilkräuter magenverträglicher zu machen. Auch bei Magengeschwüren wurden gute Ergebnisse erzielt. In einigen Ländern gilt er als Aphrodisiakum. In China wird Ingwer mit einem langen Leben in Verbindung gebracht.
    Neueste Untersuchungen (Veröffentlichung durch die Amerikanische Vereinigung für Krebsforschung am 28.10.2003!) belegen für Ingwer bei Mäusen eine deutliche hemmende Wirkung bei Darmkrebs! Abgesehen vom Einsatz beim Menschen, der aus diesem Grund jetzt genauer untersucht werden soll, könnte man sich daher auch eine Wirkung auf Melanome bei Pferden vorstellen.
  9. Von einer Verfütterung von käuflichen Ingwerextrakten möchte ich dringend abraten! Die reinen Gingerole reizen, wie alle nichtsteroidalen Schmerz- und Entzündungshemmer, den Verdauungstrakt. Es sind die vielen weiteren Inhaltsstoffe des Ingwers, die für die ausgesprochene Magenfreundlichkeit verantwortlich sind.
  10. Alle Einflüsse, die sich negativ auf Entzündungen im Körper auswirken können, sollten tunlichst unterbleiben. Dazu gehört auch für Pferde ungeeignetes Futter. Auch Menschen mit Gelenkerkrankungen bekommen „Schonkost“ und kein normales Essen. Besonders Brot wirkt nach meinen Beobachtungen verstärkend auf bereits vorhandene Entzündungen. Der Grund mag in den durch das Erhitzen entstandenen Aromastoffen liegen. Obwohl bei völlig gesunden Pferden kein offensichtlicher Einfluß auf die Gelenke zu Tage tritt, sollte Brot meines Erachtens besser völlig aus dem Ernährungsplan von Pferden gestrichen werden.
  11. Erste Versuche haben bei langfristiger Fütterung von Ingwer in einer Dosis von bereits 7,5 Gramm pro Tag (Warmblüter) eine sehr deutliche Verminderung im Wurmbefall ergeben. Auch ein Tier, daß erst 3 Wochen lang Ingwer erhielt, war laut Befund „wurmfrei“.
    Der Befall scheint somit auf sehr niedrigem Niveau gehalten werden zu können, was gegenüber der bisherigen Praxis mittels Wurmkuren eigentlich von Vorteil wäre. Es ist aber noch zu früh, Ingwer gegen Würmer zu empfehlen, da die Datenbasis noch zu schmal ist (erst 9 Pferde, alle 11 Jahre oder älter). Die sichere Wirksamkeit und die notwendige Dauer der Anwendung muß erst noch in weiteren Untersuchungen belegt werden. Immerhin ist aber schon bei Menschen bekannt, daß Gewürze Parasitenbefall niederhalten können. Darüberhinaus wird Ingwer in tropischen Ländern traditionell bei Bilharziose eingesetzt, ebenfalls einer Wurmerkrankung. Dies macht eine anthelminthische Wirkung beim Pferd sehr wahrscheinlich.

Über die Verwendung von Ingwer gegen Schmerzen und Entzündungen beim Menschen laufen zur Zeit noch Untersuchungen in Australien. Eine Veröffentlichung liegt meines Wissens hierzu noch nicht vor. Es ist aber bekannt, daß die meisten Medikamente beim Pferd besser wirken, als beim Menschen. So beträgt z.B. die entzündungshemmende Dosis Aspirin beim Warmblutpferd etwa 3 Gramm am Tag, beim viel leichteren Menschen 1 bis 2 Gramm!
Versuche am eigenen Leib haben ergeben, daß die schmerz- und entzündungshemmende Dosis an getrocknetem Ingwer (mit etwa 2,5% Scharfstoffgehalt) bei schmerzhaften Gelenkentzündungen für einen 70 Kilo schweren Mann (schlank, 44 Jahre) bei 12 bis 15 Gramm pro Tag liegt. Auch hier war ein sehr plötzliches Einsetzen der Wirkung erst ab der angegebenen Menge zu beobachten! Das bedeutet, daß ein Mensch also etwa sieben Mal weniger empfindlich auf die schmerz- und entzündungshemmende Wirkung des Ingwers reagiert, als ein Pferd!

Ich möchte betonen, daß Ingwer den Tierarzt nicht ersetzen kann und soll.

Ingwer sollte nur eingesetzt werden, wenn die tierärztliche Diagnose feststeht oder die eigene sicher ist, oder es sich um altersbedingte Schäden handelt, bei denen man sowieso nur noch Symptome behandeln kann.
Er sollte aber auch von allen verantwortungsvollen Tierärzten zum Wohle der Tiere in so vielen Fällen wie möglich eingesetzt werden. Geschieht dies nicht, so sollte der Pferdehalter das Heft in die eigene Hand nehmen. Der Bezug einer geprüften Qualität direkt über den Tierarzt wäre erstrebenswert.

Ein noch spekulatives aber sehr hoffnungsvolles Einsatzgebiet von Ingwer beim Menschen könnte übrigens die Alzheimersche Krankheit, vielleicht auch Parkinson, sein. So wurde bereits in vielen großangelegten Untersuchungen bestätigt, daß die nichtsteroidalen Schmerz- und Entzündungshemmer bei langfristiger Gabe über mehrere Jahre das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, um bis zu 80 % senken! (Z.B. von Forschern des Erasmus-Medizinzentrums in Rotterdam, veröffentlicht in „New England Journal of Medicine“, Nov. 2001, Bd. 345, S. 1515; oder von der University of California, veröffentlicht Nov. 2001 in „Nature“).
Weiterhin wurde sogar gefunden, daß nichtsteroidale Entzündungshemmer sogar bereits entstandene Alzheimer-Plaques wieder auflösen können (J.R. Barrio u.a. in „Neuroscience“, Ausgabe vom 31.3.2003)!
Darüberhinaus gibt es neue Studien, die nahelegen, daß Medikamente, die bei Alzheimer wirken, auch bei Parkinsonscher Krankheit ausprobiert werden sollten (B. Gaisson u.a. in „Science“, Apr. 2003, Bd. 300, S. 636).
Da Ingwer ebenfalls genauso wie ein nichtsteroidales schmerz- und entzündungshemmendes Mittel wirkt, ist ein positiver Einfluß auf diese Erkrankungen möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich.
Zumindest ist von dem chinesischen Philosophen Konfuzius (551 – 479 v.Chr.) bekannt, er habe jeden Tag und in jeder seiner Mahlzeiten Ingwer zu sich genommen. Und wenn er auch selbst dadurch nicht bis heute überlebt hat, so haben immerhin seine Weisheiten bis in unsere Zeit überdauert.

Dieser Text stammt von der Webseite pferdeglueck.de, die leider nicht mehr weiter betrieben wird. Wir haben den Text mithilfe des Internet Archivs (Wayback Machine) wieder hergestellt. (Autor: Dr. Stefan Brosig)

Wir stehen nicht mit der ehemaligen Seite pferdeglueck.de in Verbindung.

Es wird keine Haftung für etwaige Folgeschäden aus der Anwendung oder dem praktischen Einsatz entsprechend dieser Abhandlung übernommen.

Jana Brinkmann-Werner
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